Die Grün-weißen hatten sich unter der Woche intensiv mit der Aufarbeitung der letzten Wochen beschäftigt und hatten sich für das Spiel viel vorgenommen. Schließlich sollte nach dem enttäuschenden Saisonstart die Wende eingeleitet und endlich wieder ein Sieg in der Liga errungen werden. Dementsprechend ging die Mannschaft von Trainer Lars Brinkschröder und Co-Trainer Lennart Henkenborg hoch motiviert in die Partie, in der „Bibo“ Zehn angeschlagen passen musste und bis auf die Langzeitverletzten nur Jonas Pottebaum und Marcel Schlentzek fehlten.
Den Start in die Partie hätte sich die Mannschaft wohl nicht besser vorstellen können, denn bevor der Sekundenzeiger eine ganze Umdrehung hinter sich brachte, stand es schon 1:0 für Borgloh. Nach einer scharfen Ecke von Luis Birkemeyer stand Kapitän Henrik Meyer zu Allendorf in der Mitte goldrichtig und spitzelte den Ball aus kurzer Distanz durch die Beine von Sportfreunde-Keeper Jonas Gutendorf.
Das Spiel nahm direkt zu Beginn ein schnelles Tempo auf, wobei die Oeseder schnell kombinierten und ihren Spielmacher Furkan Güraslan immer wieder in Szene setzen wollten. Doch die geschlossene Mannschaftsleistung der Borgloher erschwerten es den Gästen ungemein, die dann hauptsächlich nach Standardsituationen Gefahr versprühten.
Nach 15 gespielten Minute stand Torschütze Henrik Meyer zu Allendorf dann wieder im Mittelpunkt. Nach einem hohen Ball der Oeseder haute der Abwehrchef als letzter Mann relativ kläglich über den Ball, Torjäger Güraslan hatte darauf bereits spekuliert und schnappte sich den freien Ball. Meyer zu Allendorf wusste sich dann nicht mehr anders zu helfen und foulte den Stürmer klar. Der solide Schiedsrichter entschied auf Notbremse und zeigte dem Kapitän die rote Karte. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung, denn Marco Hebbelmann hätte eventuell eingreifen können, stand aber doch ein Stück vom Geschehen entfernt, weshalb der Platzverweis in Ordnung geht.
Nach diesem Schock musste sich die Hintermannschaft der Gastgeber erst mal neu sortieren. Und die Gäste aus Oesede wussten dies eiskalt zu nutzen. Nach einer Ecke kam Georgio Knop im Gewühl an den Ball und brachte ihn aus kurzer Distanz im Tor unter (21. Minute). Und nur vier Minuten später stellte der Tabellenführer sogar auf 1:2, als Oliver Stuhlemmer nach einer Flanke mit dem Kopf vollenden konnte (25.). So schien die gute Anfangsphase der Kicker in grün und weiß bereits verpufft zu sein. Doch anders als in den vergangen Wochen ließen die Borgloher den Kopf nicht hängen und kämpften sich in Unterzahl zurück in die Partie. Auch wenn dies zu diesem Zeitpunkt eisenharte Defensivarbeit bedeutete und kaum eigene Chancen kreiert werden konnten. So blieb es bis zur Halbzeit beim 1:2 für die Sportfreunde.
Nach Wiederanpfiff zur zweiten Hälfte konnten der TuS weiterhin das Tempo der Oeseder mitgehen und ein Unterschied war trotz Unterzahl nicht mehr zu erkennen. Besonders die Stürmer Noah Degenhardt und Pascal Schweer liefen immer wieder die Verteidiger an und sorgten durch die Laufwege für einen ungeordneten Spielaufbau bei den Gästen. Dies zahlte sich dann in der 58. Minute aus. Nach einem Ballgewinn im Mittelfeld kam der Ball über Umwege zu Emanuel Müller, der aus 25 Metern einfach mal abzog und flach ins rechte Eck traf. Torwart Gutendorf war wohl noch am Ball, konnte das Tor zum Ausgleich aber nicht mehr verhindern.
Die Gäste reagierten darauf sehr hektisch und kamen mit der unangenehmen Spielweise der Borgloher zunehmend weniger zurecht. Ständig lag ein Oeseder auf dem Boden und jammerte, aber der Schiedsrichter ließ sich durch die Theatralik nicht beirren. Aber in der 66. Minute wurde das leider belohnt und nach einer Grätsche, bei der Ole Hengelbrock erst Ball und dann den Gegner traf, wurde auf Elfmeter für Oesede entschieden. Trainer Lars Brinkschröder hatte im Vorfeld das Spiel der Oeseder gegen Bad Laer aufmerksam beobachtet, in der die Gäste ebenfalls einen Strafstoß zugesprochen bekamen und Oliver Stuhlemmer den Ball vom Torwart aus gesehen links unten versenkte. Das zeigte der Coach Torwart Johannes Waack an, der darauf blind vertraute. Stuhlemmer entschied sich für die gleiche Ecke und Waack konnte den Ball im Nachfassen festhalten. Das war der erste Elfmeter in einem Ligaspiel den Johannes Waack seit dem 12. August 2012 beim 1:0 Erfolg in Quakenbrück halten konnte. Dies schien Oliver Stuhlemmer so frustriert zu haben, dass der bereits gelb verwarnte Stürmer bei einer Grätsche im Mittelfeld nachtreten musste und folgerichtig mit Gelbrot den Platz verlassen musste (70.). Also war sowohl das Personal als auch der Spielstand wieder zahlenmäßig ausgeglichen.
Das Spiel bot den Zuschauern bereits alles, was ein Spiel so zu bieten hat. Tore, Platzverweise, verschossene Elfmeter und ein hohes Tempo. Und im weiteren Verlauf des Spiels entwickelte sich eine dramatische Schlussphase. Oesede kam immer wieder zu Halbchancen, die von der stabilen Abwehr oder vom guten Torwart Waack entschärft werden konnten. So zum Beispiel ein direkt und scharf aufs Tor gezogener Freistoß von Güraslan (85.). Die Gäste wirkten nun zunehmend gehemmt und frustriert, was der Mannschaft um Florian Symanzik, Lukas Sundermann und Co. in die Karten spielte. Denn so entstanden in der gegnerischen Hälfte mehr Räume für Konter.
Und als sich die Zuschauer schon mit dem Unentschieden angefreundet hatten, hatte die Mannschaft und besonders Pascal Schweer da eher weniger Lust drauf. Nach einem hohen Ball gewann Marco Hebbelmann das Kopfballduell und verlängerte auf Kalli Schweer, der im direkten Duell mit Gutendorf eiskalt blieb und den Ball ins lange Eck spitzelte (90+3). Seit langer Zeiten konnten die Borgloher endlich wieder in der Schlussphase jubeln was allen Beteiligten, die es mit der Heimmannschaft hielten, guttat und den Oesedern nun komplett die Laune am Fußball nahm. So viel mit dem Schlusspfiff das Tor zum 4:2, als Verteidiger Thorben Kröger einen Rückpass auf seinem Keeper spielte, dieser den Pass nicht kontrollieren konnte und der Ball zum Entstand über die Linie kullerte (90+5).
Nach einer Partie, die alles an Dramaturgie zu bieten hatte, standen die Jungs in grün-weiß als verdienter Sieger auf dem Platz. Gerade nach der roten Karte zu Beginn entwickelte sich eine „jetzt-erst-recht“-Mentalität auf und neben dem Spielfeld. Die Mannschaft hat durch die Woche viel an sich gearbeitet und sich zu allem und Jedem Gedanken gemacht, und nun am Spieltag die richtige Reaktion gezeigt. Daran sollte nun festgehalten werden, damit der „Neustart“ glücken kann.
Am nächsten Spieltag erwartet die Truppe dann ein ganz anderer Gegner, wenn der Tabellenletzte Gaste-Hasbergen am Sonntag 04.11.18 um 14.00 Uhr zum Gastspiel bittet. Dort ist wieder die Mentalität und Einsatzbereitschaft gefordert, die es auch gegen Oesede gebraucht hat.
Aufstellung: 1 Waack – 15 Hebbelmann, 8 H. Meyer zu Allendorf, 4 Lukas Sundermann – 10 Symanzik (6 F. Meyer zu Allendorf, 72. Minute,), 13 Müller, 19 Hengelbrock, 5 M. Schweer (9 Kappelmann, 78.), 7 L. Birkemeyer – 27 P. Schweer, 3 Degenhardt (11 Schlüter, 80.)
Tore: 1:0 H. Meyer zu Allendorf (1.), 1:1 Knop (21.), 1:2 Stuhlemmer (24.), 2:2 Müller (58.), 3:2 P. Schweer (90.+3), 4:2 Eigentor (90.+5)
bes. Vorkommnisse: Rote Karte H. Meyer zu Allendorf (15.), Waack hält Foulelfmeter von Stuhlemmer (67.), Gelbrot Stuhlemmer (70.)
Text: Malte Hinrichs